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Seit anderthalb Jahren nur noch auf Rädern Ehepaar lebt dauerhaft im Wohnmobil

„Wir sind nur noch Zuhause“, sagt Beate Röllecke und deutet auf ihr Wohnmobil in der Marina Rünthe. Seit anderthalb Jahren leben sie und ihr Mann auf Rädern.

Auf das Wenigste reduziert auf kleinstem Raum leben ist der aktuelle Lebensstil-Trend der Tiny Houses. Beate und Günther Röllecke leben ähnlich: Sie sind ins Wohnmobil gezogen.

„Das klappt wunderbar“, sagt Beate Röllecke lachend, „wir bleiben nur noch Zuhause.“ Denn die eigenen vier Wände wandern mit, egal, wohin es geht. Lediglich der Vorgarten ändere sich von Zeit. Seit zwei Monaten steht das Ehepaar nun in der Marina Rünthe in Bergkamen.

Feste Meldeadresse wird dennoch gebraucht

Der Wohnmobilstellplatz in der Marina ist dem Ehepaar, das ursprünglich aus Oberhausen kommt, bestens bekannt, denn Beates Tochter lebt in Rünthe. „Das ist auch meine Meldeadresse. Dorthin geht alle Post“, erklärt die 61-Jährige. Und wichtige Dinge schickt die Tochter dann hinterher.

Auch Günter Röllecke hat noch einen gemeldeten festen Wohnsitz, allerdings im Ausland. „Mein Schwiegersohn besitzt ein Haus in Irland, und dorthin geht auch meine Rente“, erklärt der 66-Jährige. Selbst das Telefon hat deshalb eine irische Vorwahl. Irland war daher auch das Land, wohin es die Rölleckes zuerst trieb, als sie die Wohnung in Oberhausen aufgaben.

„Wir haben unsere Möbel untergestellt und könnten noch eine Wohnung einrichten, falls mal etwas sein sollte. Aber sonst haben wir uns von allem getrennt“, erklärt Beate. Das erste, voran sich die 61-Jährige dabei erinnert, sind „gefühlte 20.000 Paar Schuhe“. Dann folgt Kleidung. „Wir haben alles an andere abgegeben“, erklärt das Paar. „Und eigentlich haben wir immer noch zu viel“, meint Beate.

Lebenshaltungskosten sind mobil viel günstiger

„Auf den Märkten im Ausland kann man Lebensmittel viel günstiger einkaufen als hier in den Supermarkten“, hat Günter festgestellt. Und die monatliche Miete der Wohnung war teurer als es die Stellplatzgebühren waren, die das Paar nun zu zahlen hat.

Von Irland ging es dann nach Portugal. „Dahin, wo es warm ist“, sagt Günter lachend. Noch halten sie es daher in Deutschland aus, aber Spanien lockt mit jedem Tag mehr. Vor allem die dortigen Lebenshaltungskosten sind es, die ihr jetziges Leben im Vergleich zu vorher sogar deutlich günstiger werden lassen.

„Außerdem haben wir eine Solaranlage auf dem Dach und eine Batterie zum Aufladen im Wagen, das ist ideal“, sagt Günter Röllecke. Und wenn die Sonne mal nicht scheint, können sie je nach Bedarf die Strom-Infrastruktur des Platzes nutzen, auf dem sie stehen, und dann nach Verbrauch bezahlen.

Zudem verfügt das Wohnmobil über zwei Gasflaschen, die sich allerorts an Tankstellen befüllen lassen. Im Ausland wäre das manchmal mit den Anschlüssen schwierig, aber bis jetzt fand sich noch immer eine Lösung.
Wann es für die Rölleckes weitergeht, wissen sie noch nicht genau. „Uns gefällt es hier sehr gut. Der Wald ist nah, der Hafen ist toll und die Restaurants bieten Abwechslung. Hier haben wir alles, was wir brauchen, und Platzwart Detlef Göke ist einfach nur super und stets hilfsbereit.“

Das bestätigen auch die aktuellen Stellplatznachbarn. Monika und Klaus Schlüter haben auf der Durchreise in der Marina gestoppt und gespannt die Schilderungen der Rölleckes über ihr neues Leben gehört. „Für uns wäre das nichts“, sind sich beide einig. „Wir haben einen großen Bekannten- und Freundeskreis, die würde ich schon vermissen“, gibt Monika Schlüter zu. Das Leben auf kleinstem Raum störe sie aber nicht.

Auch die übernächsten Stellplatznutzer Ingeborg Lauter-Zelt und Rüdiger Zelt könnten sich ein dauerhaftes Camperleben nur vorstellen, wenn ihr Wohnmobil ein Gefährt der Luxusklasse wäre. „Etwas Komfort braucht es doch“, sagt Rüdiger Zelt. Doch die Rölleckes bereuen nichts und würden es immer wieder tun. Denn das Beste ist: „Wenn uns die Nachbarn nicht gefallen, dann fahren wir einfach.“

Freie Mitarbeiterin (Hellweger Anzeiger 15.11.2022)