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Geschichten aus dem Wohnmobil:

Platz-Betreiber Detlef Göke stellt Buch vor

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen, heißt es im Volksmund. Manchmal sind es aber auch die Daheimgebliebenen, die viel erzählen können. Einer heißt Detlef Göke und ist Betreiber des Wohnmobilstellplatzes in der Marina Rünthe.

Bergkamen – Der Ort bietet viel Stoff zum Staunen. Göke hat die Begegnungen und die Geschichten nicht nur gesammelt, sondern in ein Buch mit dem treffenden Titel „Nette, ganz Nette und die Anderen“ gepackt. Zu lesen gibt es auf 168 Seiten 150 Kurzgeschichten über Begegnungen auf dem Stellplatz an der Marina. Viele Exemplare hat er schon verkauft. „Meist an Gäste auf dem Platz. Die haben es mitgekriegt, dass ich ein Buch geschrieben habe“, erzählt Göke.

Auf der Durchreise

„Es ist ein Spiegelbild der Gesellschaft“, umreißt der Bergkamener die Begegnungen und Erlebnisse. Es gebe Vorstandsmitglieder großer Unternehmen darunter und einfache Campingfans. „Aber das erkennst du meist nur an der Größe des Wohnmobils, nicht am Verhalten der Person“, weiß Göke, der den Platz 2007 von der Stadt Bergkamen pachtete. „Der Stellplatz wird hauptsächlich von Leuten auf der Durchreise genutzt. Die bleiben hier eine Nacht. Er liegt ja auch strategisch günstig an der A1.“

Stark frequentiert ist der Platz an der Marina von Beginn an. Ein Jahr nach Eröffnung wurde der Stellplatz in der „Bibel“ der Wohnmobilisten, „Promobil“, zum Platz des Monats August. Göke erweiterte um vier auf aktuell 16 Plätze. In Pandemie-Zeiten nutzten zudem viele, die immer im Wohnmobil leben, den Platz. „Ich habe gehört, dass ich der Einzige in Deutschland war, der die beherbergen durfte“, so Göke, der sich damals die Genehmigung für maximal neun Plätze direkt bei der Bezirksregierung in Arnsberg holte.

Im geliebten Wohnmobil gestorben

In Rünthe übernachten Weltreisende mit umgebauten Unimogs und Familien mit Kleinkindern. Menschen vom anderen Ende der Welt, Auswanderer nach Neuseeland, die noch ein rollendes Ferienhaus in der alten Heimat stehen haben und, um die schönen Jahreszeiten zu genießen, jeweils die Halbkugel wechseln. Oder Australier, die den Europatrip wie die Reisen zu Hause ganz klassisch im Wohnmobil durchziehen. Dann gibt es jemanden, der ein halbes Jahr auf dem Platz lebt, den Rest des Jahres in Spanien. Jüngst stand eine Frau aus Bayern in der Marina. „Ihre Mutter lebt hier im Altenheim“, weiß Göke. Einmal sei jemand auch in Rünthe in seinem geliebten Wohnmobil gestorben. „Ein Palliativ-Mediziner hat ihn hier dabei begleitet.“ Der Leichenwagen sei mit Rücksicht auf die anderen Camper aber auf dem Hafenweg stehen geblieben.

Für den Oberadener, der selbst keinen Camper besitzt, sind es alles interessante Menschen mit Eigenheiten. „Ich bin da ja absoluter Theoretiker“, bekennt der gelernte Starkstromelektriker. „Ich habe kein Wohnmobil.“ Ins Gespräch kommt der begnadete Erzähler auf seinem Platz meist schnell. „Natürlich gibt es auch solche, die keinen Kontakt wollen. Aber das erkennst du, und ich klopfe ja nicht an die Tür.“ Göke wohnt direkt darüber, hat den Wohnmobilhafen mit den potenziellen Geschichten täglich im Blick.

Ami-Truck mit Goggomobil

Eine Frau aus Pinneberg brachte ihn auf die Idee, diese als Buch zu veröffentlichen. „Aber ich kann doch nicht so schreiben wie ich spreche“, hatte Göke zunächst Zweifel. „Sie meinte: ,Hol dir einen Ghostwriter.‘ Doch woher?“ Der Bergkamener kennt den Werner Verleger Magnus See. Der half ihm beim Editieren der Aufzeichnungen. „Erst habe ich die Geschichten auf Band gesprochen. Magnus meinte aber, dass er mit geschriebenem Text besser zurechtkäme“, blickt Göke zurück. „Da habe ich mich selber abgehört – das war schon komisch – und es aufgeschrieben.“ See schaute drüber, korrigierte Grammatik und glättete einige Formulierungen.

Als Rentner sei er jetzt viel auf dem Platz. „Ich pflege meinen Schrebergarten“, erklärt Göke mit Blick auf die neue Wildblumenwiese, die den Wall zum Hafenweg schmückt. Er zückt sein Handy und zeigt ein Foto eines eleganten Campingaufliegers auf einem Ami-Truck. „Das war ein Holländer, der zu einem Goggomobil-Treffen unterwegs war.“ Göke wischt weiter. Einer der Nachkriegskleinstwagen rollt aus der Garage des außergewöhnlichen Wohnmobils. „Nein. Die Geschichte ist nicht im Buch“, sagt der Platzwart. Und für Band II müsse er noch sammeln.

Stoff gibt‘s genug

Neugierig guckt eine Katze aus einem Kinderspieltunnel. Der hängt aus einem Wohnmobil mit Recklinghausener Kennzeichen, führt in eine Art Gehege. Mit dem Besitzer von Katzen und rollendem Heim ist Detlef Göke gleich im Gespräch. Drei Katzen begleiten das Paar aus dem südlichen Münsterland. Vielleicht wieder Stoff für das nächste Buch.

Das aktuelle Buch ist über Detlef Göke direkt erhältlich. „Man kann mich anschreiben oder anrufen“, sagt er. Für 11 Euro (Buch) und 2,50 Euro (Versand) verschickt der Bergkamener es auch.