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Tobias und Diana aus Köln wollen über Bergkamen in die Wildnis

Detlef Göke, Betreiber des Wohnmobilhafens an der Marina, hat schon viele ungewöhnliche Gäste begrüßt. Ein Paar fällt schon wegen seines Fahrzeugs auf – es ist alles andere als ein normales Wohnmobil.

Detlef Göke, der Betreiber und Betreuer des Wohnmobilhafens an der Marina, hat schon Gäste aus aller Welt begrüßt: Skandinavier, die auf der Reise in den Süden sind, Spanier, die sich den Norden Europas anschauen möchten. An diesem Morgen redet er noch kurz mit Michael Döbbel aus Norderstedt bei Hamburg an der Ausfahrt.

Döbbel war für eine Nacht im Wohnmobilhafen. Er ist mit der ganzen Familie unterwegs zum Disneyland in Paris. Die gesamte Strecke an einem Stück war ihm zu weit und deshalb hat er den Zwischenstopp eingelegt, bevor es weitergeht.

Das ist bei Tobias und Diana (beide 45) aus Köln ganz ähnlich, zumindest was den Zwischenstopp angeht. Das Lehrer-Paar fällt aber sofort auf, denn es ist mit einem so ungewöhnlichen Fahrzeug unterwegs, dass es sofort zwischen den Wohnmobilen auffällt.

Das Fahrzeug der beiden Kölner überragt die anderen Wohnmobile schon um einiges, nicht nur weil es deutlich mehr Bodenfreiheit hat als ein normales Wohnmobil. Es handelt sich um einen Mercedes-Unimog Baujahr 1986, lackiert in sandgelb und theoretisch ausgestattet, um auch die Sahara unbeschadet zu durchqueren.

So etwas Ähnliches haben die beiden Kölner auch vor. Sie haben sich den Unimog gekauft, um damit in die Wildnis aufzubrechen, wie sie lachend erzählen. Das Paar hat den Unimog erst vor zwei Tagen in Osnabrück gekauft und muss sich jetzt erst einmal an das Fahrzeug gewöhnen. Der mit einem Sechs-Liter-Dieselmotor (130 PS) ausgestattete Unimog hat acht Gänge. Anfahren muss man nicht im ersten, sondern im vierten. „Bei Tempo 30 muss man schon in den achten Gang schalten“, berichtet der neue Besitzer. Die ersten drei Gänge werden nur benötigt, wenn es ins Gelände geht.

Theoretisch könnte der Unimog sogar Sanddünen bewältigen. Sicherheitshalber sind an den Seitenwänden aber lange Lochbleche angeschraubt, die unter die Reifen geschoben werden können, wenn das riesige Fahrzeug doch einmal irgendwo stecken bleibt.

Zur Not könnte es sich aber wohl auch selbst aus fast jeder misslichen Lage befreien: Vorne am Kühler ist eine Seilwinde eingebaut, mit der sich zur Not auch Baumstämme zur Seite ziehen lassen, falls sie im Weg liegen.

Der Unimog hat zwar einen enormen Dieselverbrauch – etwa 20 Liter auf 100 Kilometer. Dafür ist er aber ansonsten völlig autark, was Energie angeht, berichtet Tobias stolz: Auf dem Dach gibt es sogar eine Solaranlage, um das Wasser aufzuheizen und Strom zu liefern.

Im Inneren des Aufbaus ist der Unimog mit allem ausgestattet, was für das Leben auch weitab von jeder Zivilisation notwendig ist: Er hat eine kleine Küche, ein Bad und natürlich Ess- und Schlafplätze. Auf dem Dach gibt es nicht nur einen Wassertank, an den sich die Außendusche anschließen lässt, sondern auch einen anderen, der durch das Schaukeln während der Fahrt als Waschmaschine nutzen lässt. Es eignet sich auch als Dachterrasse.

An das Schlafen im Wohnmobil konnten sich die neuen Eigentümer schon einmal gewöhnen: Sie haben den Unimog von einem älteren Ehepaar in Osnabrück gekauft, das mit dem Fahrzeug bisher vor allem kreuz und quer durch Skandinavien gefahren ist. Nach dem Kauf sind die neuen Eigentümer noch zwei Tage in Osnabrück geblieben, um sich alles zeigen und sich einweisen zu lassen. „Der vorherige Eigentümer hat fast alles selbst gemacht“, berichtet Tobias – auch einen großen Teil des Ausbaus zum Wohnmobil.

Von Osnabrück nach Köln ist es nicht allzu weit, aber die beiden Lehrer wollten noch gerne eine weitere Nacht im Unimog verbringen und dann in Ruhe nach Hause fahren. Sobald es geht, wollen sie auf große Fahrt gehen. Dort werden sie wohl häufiger eine nicht so komfortable Zeit verbringen wie bei Detlef Göke an der Marina Rünthe.

Hellweger Anzeiger 28.07.2022, Redakteuer Michael Dörlemann